Nadelstiche gegen die Nikotinsucht

Dr. Jörg Weidemann aus Bad Laasphe bietet Akupunktur für Rauchentwöhnung an.
Sein Wunsch für die Zukunft: dass Krankenkassen die Kosten übernehmen

Bad Laasphe. Ein tiefer Zug an der weißen Nikotinstange, halten und entspannt wieder ausatmen, während der Dunst der Zigarette durch die Luft nebelt. Was für die einen ein ekelhafter Gesuch ist, ist für andere Menschen Entspannung pur. So war es auch lange Zeit für Dr. Jörg Weidemann aus Bad Laasphe. Er brauchte lange, bis er die Sucht los wurde. Heute lebt der Mann im türkisen Team-Shirt rauchfrei – „seit acht Jahren“, wie er sagt. Das verdanke er seiner Tochter.

„Ich habe schon vor 30 Jahren mit der Akupunktur angefangen und mit der klassisch chinesischen und der französischen Akupunktur versucht, meinen Patienten das Rauchen abzugewöhnen. Jedoch ohne Erfolg“, sagt er. Daher habe er mit der Methode aufgehört. Bis vor zehn Jahren seine Tochter nach einem Seminar an der Uniklinik Dortmund bei ihm anrief. „Sie sagte zu meiner Frau: Du musst unbedingt vorbeikommen. Hier ist ein Arzt, der behandelt Raucher mit einer neuen Akupunkturmethode und das mit sehr großem Erfolg.“ Dabei injiziere er den Patienten etwas ins Ohr.

Inspirationen

Jörg Weidemann und seine Frau staunten nicht schlecht, standen dem ganzen aber trotzdem skeptisch gegenüber. „Auf dem Weg sagte meine Frau, dass sie nach der Behandlung wahrscheinlich eh weiterrauchen werde.“ Seitdem sei die Nikotinschachtel aber unberührt geblieben. Davon beeindruckt habe Jörg Weidemann sich entschlossen, sich ebenfalls behandeln zu lassen. „Der Kollege sagte mir, was er injiziert und als ich ebenfalls mit dem Rauchen aufhörte, habe ich dasselbe bei meinen Patienten getestet“, sagt er.

Bis heute kommen immer wieder Menschen zu ihm, die sich von ihrer Sucht befreien möchten. Dabei geht es nicht immer um das Rauchen, auch Kopfschmerzen, Bandscheibenvorfall und diverse andere Krankheiten würden sich dank Akupunktur behandeln lassen. Doch wie lange dauert es, bis die Behandlung wirkt? „Bei Rauchern injiziere ich an Ohr-Akupunkturpunkten. Die Behandlung dauert gerade einmal fünf bis zehn Minuten. Danach beginnt die Wirkung“, sagt Dr. Weidemann.

Fünf Minuten, die das Leben seiner Patienten verändern sollen – oftmals mit Erfolg, wie Dr. Weidemann bestätigt. „Einmal kam ein Mann zu mir, der täglich 80 Zigaretten rauchte. Ich dachte 80 Stück? Das klappt nicht und ich hatte ihm abgeraten. Doch er wollte es und er rührt seitdem keine Zigarette mehr an“, sagt er. Auch von vielen anderen Patienten habe er eine positive Rückmeldung bekommen. Wobei er jedes Mal selbst von der Wirkung fasziniert sei. „Das sind ja nur kleine Punkte, die ich anspritze und wenn man ehrlich ist, wissen wir gar nicht genau, was dann in unserem Körper passiert.“

Alternativen

Seit geraumer Zeit versuche man, die Akupunktur mit der Quantenphysik und ähnlichen Modellen zu beschreiben. „Aber ich möchte wetten, dass viele nicht wissen, was Quantenphysik überhaupt ist“, sagt Dr. Weidemann. Auch sei es strittig, ob überhaupt ein Erklärungsmodell richtig sei.

Wichtig jedoch sei für Dr. Weidemann eine Alternative zum Rauchen. „Viele wissen in der ersten Zeit gar nicht, was sie mit ihren Fingern machen sollen. Ein Patient hat danach immer eine Pfeife gehalten, obwohl er die gar nicht rauchte“, sagt er. Aber auch Bewegung sei ein wichtiger Faktor. „Man sollte nicht nur aufhören zu rauchen, sondern auch Sport machen. Ich zum Beispiel radel gerne oder jogge durch den Park“, sagt er während er lächelnd auf seine Finger schaut.

Für die Zukunft wünscht er sich die Unterstützung der Krankenkassen. „Die Akupunktur gegen das Rauchen würde ich so weiter machen wie bisher. Da sind keine Wünsche offen. Wenn ich einen Wunsch habe, dann, dass die Krankenkassen die Kosten für solche Behandlungen übernehmen. Dann könnten sie sich erhebliche Folgekosten sparen.“ Denn Rauchen sei nicht nur teuer, sondern auch lebensgefährlich.

Von Ramona Richter

Quellennachweis

Das Textmaterial wurde uns freundlicherweise von der WESTFALENPOST (WP) zur Verfügung gestellt.

Fotos: WP-Foto von Ramona Richter

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WP-Projekt „ZukunftsRauschen“
Ausgabe vom 20. November 2018
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